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The Ledbury

Ledbury wine list

Wir haben Februar, ich befinde mich in London – Mission „Wein“.

Mein Aufenthalt ist kompakt angelegt, in wenigen Stunden werde ich dank EasyJet wieder Innsbrucker Asphalt unter den Füßen haben.  Mein Besuch auf der britischen Insel ist spontan, der Wunsch in einem Restaurant Namens The Ledbury zu essen hingegen schon länger vorhanden. Brett Graham steht bei UK-Foodies hoch im Kurs – ein triftiger Grund also, diese Lokalität in der Notting Hill neighborhood aufzusuchen.
Nach einer etwas chaotischen Reservierung via Email (ja – nein doch nicht, ja gerne doch) lande ich mit meinem Taxi um viertel vor zehn in der Ledbury Road. Das Restaurant gibt sich unprätentiös, von außen wie von innen. Ich werde herzlich am Reservationdesk willkommen geheißen, mein Tisch im Speiseraum wird mir zugewiesen. Erster Eindruck: „Packed“! Ich bin heilfroh, für so spät den Tisch akzeptiert zu haben, die geschätzten 60 Couverts füllen den verhältnismäßig kleinen Raum akustisch auch ohne Hintergrundmusik bestens aus – ja, hier muss man mangels Hotel-Querfinanzierung richtiges Geld mit dem Restaurant verdienen.
Ich habe mich bereits im Vorhinein auf das Chefs-Tasting-Menü festgelegt, ungeachtet bringt mit die aufmerksame Kellnerin nochmals die Karte um mir Gelegenheit zu geben, Gerichte zu tauschen, es wird ob Unverträglichkeiten bzw. „no-goes“ nachgefragt. Ich bleibe dabei, acht Gänge samt passenden Weinen sollen es sein. Zu einem Glas Bérèche et Fils Brut Champagner gesellt sich das Amuse Bouche, ich blättere interessiert in der gut ausgestatteten Weinkarte, knabbere am offerierten Brot und Butter.

Ledbury dining room

Ledbury dining room

Ceviche of hand-dived scallops with seaweed and herb oil, kohlrabi and frozen horseradish
eröffnet dann das eigentliche Mahl. Als bekennender “Crudo” fan bin ich unmittelbar angetan von dieser gelungenen Komposition bei der die Aromen von Kren und Kohlrabi die Jakobsmuschel bestens hervorheben – angenehm untersützt von einem 2009er Terra d’Alter Reserva Blanco aus dem Alentejo. Gang Zwei bereits ein absolutes Highlight:

Flame Grilled Mackerel with pickled cucumber, Celtic mustard and Shiso.
Die Makrele geflämmt mit starken Röstaromen wird bestens mit eingelegter Gurke und Shiso ergänzt  – das japansich inspirierte Gericht ein wunderbares Beispiel von “contemporary Cuisine”, begleitet von einem 2009er Grüner Veltliner Felder Federspiel Rotes Tor von Franz Hirtzberger. Langsam leert sich der in dezentem braun-weiss gehaltene Speisesaal mit hoher Decke und zentralem Luster,  vergnügt beobachte ich, wie der Nachbartisch sich vom Käsewagen labt und sippe dabei von meinem schottischen Wasser. Die Dame vom Service kündigt sich mit dem nächsten Gang an indem sie ein Holzbrett samt Brot zu Tisch bringt. Dieses birgt einen Selleriekopf in sich, welcher in Asche im Teig ausgebacken wurde. Sie schneidet das gute Stück in zwei und lässt mich die aufsteigenden Aromen einfangen… das macht definitiv Lust auf mehr! Das Haus Fernando de Castilla steuert einen Amontillado Sherry bei.  

Celeriac baked in ash with hazelnuts and grated hen’s egg
kommt mit nussiger Unterstützung zubereitet zurück zu Tisch, und schmeckt! Nächster Gang, wieder Fisch:

Poached skate with truffle purée, cauliflower, parmesan gnocchi and sea vegetables.
Der Rochen von bester Güte, zart, Karfiol und Trüffel sowie Gnocchi samt Grünen geben einen satten aromatischen Raum dazu, begleitet von Pinot Noir, einem 2008er Fixin Crais de Chêne von René Bouivier aus dem Burgund.
Als nächstes kommt einer der aktuellen Lieblinge der Haute Gastronomie, der Schweinebauch. Wieder die Präsentation als Rôti – eine Sache, die ich sehr zu schätzen weiss. Alsdann serviert

Pork jowl with white carrot and Pedro Ximénez
samt einem 2008 Dolcetto d’Alba von Rogana. Butterzart, hocharomatisch gewürzt, Schweinebauchchips in der Mini-Sauteuse à part – kurz gesagt eine Freude!
Der Hauptgang führt uns an die französisch-spanische Grenze:

Shoulder of Pyrenean milk-fed lamb with Jerusalem and Chinese artichokes, winter savory milk and new season olive oil
Auch dieser Gang zeugt von Sicherheit und Selbstbewusstsein der Küche. Wieder kommt ein erdiges Aromenprofil zum Tragen, gestockte Milch und Olivenöl würzen den Mundraum, Artischocken bieten den nötigen Biss und einen Kick Bitterness, das Fleisch hat Aroma und Charakter, der dazu offerierte 2006er Pomino Rosso von Petrogano aus der Toskana ebenfalls.
Vor dem Dessert unterhalte ich mich mit einem bestens gelaunten Australier namens Luke, seines Zeichens Head-Sommelier des Hauses. Die Atmosphäre im Ledbury ist sichtlich gelöst, eine gebürtige Wachauerin bringt nunmehr

Cream and sorbet of rhubarb
als Pre-Dessert zu Tisch und bestätigt, dass die Hauptzutat frisch aus der Grafaschaft Kent kommt. Das letzte Glas des Abends wird mit einem 09er Jurancon, Clos Thou von Henri Lapouble-Laplace befüllt. Ich freue mich auf

Olive oil panna cotta with cider jelly, roast pear ice cream and cinnamon beignet
Wieder ein ausgeklügeltes, zeitgemäßes Gericht dass die richtige Balance zwischen Süße und Säure bietet. Ich verzichte dankend auf etwaige petit fours, denn das Mahl war mehr als ausreichend und in wenigen Stunden erwartet mich mein Flug von Gatwick. Hundertfünfzig Pfund standen schlussendlich auf der Endabrechnung, ein Betrag der angesichts der Leistung gerne bezahlt wird.

The Ledbury, du hast mich sicher nicht zum letzten Mal gesehen.

The Ledbury Restaurant
127 Ledbury Road
Notting Hill, London W11 2AQ
England, United Kingdom
Tel: +44 (0)20 7792 9090

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